Mittwoch, 10. Oktober 2012

[Rezension] Angela S. Choi - Hello Kitty muss sterben

Autor:Angela S. Choi
Titel:Hello Kitty muss sterben
Reihe:-
Originaltitel:Hello Kitty must die
Übersetzung:Ute Brammertz
Verlag:Luchterhand
Erschienen:Oktober 2010
Seiten:288

Wer möchte schon gerne eine brave kleine Hello Kitty sein, ohne Zähne, ohne Krallen?


Die Handlung

Fiona Yu, gennant Fi, ist chinesischer Abstammung, lebt aber gemeinsam mit ihren Eltern in San Francisco und arbeitet dort als Anwältin.
Das Problem ist, dass sich der kalifornische Lebensstil so gar nicht mit dem vereinbaren lässt, was Fis Eltern sich von ihrer Tochter wünschen. Allem voran: Kein Sex vor der Ehe.

Doch Fi hat genug davon.
Sie ist 28 Jahre alt und will endlich aus dem traditionellen Wahnsinn ausbrechen.
Zu diesem Zweck muss als Erstes ihr Jungfernhäutchen verschwinden. Was sich als überraschend kompliziert herausstellt, ob sie es nun mit oder ohne Mann versucht. Der Grund dafür scheint zu sein, dass sie gar kein Jungfernhäutchen hat. Um aber die Ehre ihrer Familie höchstpersönlich zerstören zu können, braucht sie eines, weshalb sie sich an einen Hymenalchirurgen wendet.

In der Praxis erkennt sie dann in dem Arzt ihren alten Freund aus Kindertagen, den sie nicht mehr gesehen hat, seit er einer Klassenkameradin die Haare abgefackelt hat. Nach regem Austausch über schöne Kindertage überzeugt Sean seine alte Freundin davon, die Sache mit dem Jungfernhäutchen zu vergessen und stattdessen loszuziehen und ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen.
Was Fi gerade recht kommt, denn Sean war schon immer derjenige, der Fi dazu bringen konnte, sich nichts bieten zu lassen, zumindest nicht ohne sich zu rächen.



Mein Eindruck

Die Einbandfarbe ist ein knalliges, fetziges Pink. Der optische 'Wow-Eindruck', den diese Farbe hervorruft, wird durch die leicht geriffelte Struktur der Pappe noch verstärkt. Praktischer Vorteil: Die Struktur macht das Buch schön griffig, was verhindert, dass man es beim Lachen fallen lässt.

Womit wir auch schon beim Inhalt wären.
Das Buch strotzt nur so vor Sarkasmus und fast schon bösartigem Humor.
Die Protagonistin Fi, wurde ihr Leben lang unterdrückt. Sie sollte sich immer den chinesischen Bräuchen beugen, denen ihre Eltern noch immer viel Bedeutung beimessen. Das Ganze hat bei ihr einen Haufen unterdrückter Wut aufgestaut, für die ihr bisher einfach das Ventil fehlt.

Als dann plötzlich ihr alter Schulfreund Sean wieder in ihr Leben tritt und sie daran erinnert, dass auch sie dazu in der Lage ist ordentlich auszuteilen, findet sie Dank ihm andere Wege als Hymenausrottung, um sich das Leben ein wenig erträglicher zu machen. Zwar sind auch diese Ausweichmanöver alles andere als orthodox, aber wer von allen Seiten in eine Schublade gezwängt werden soll, kann es sich eben nicht leicht machen.

Die Freundschaft von Fi und Sean nimmt einen großen und wichtigen Teil der Geschichte ein. Sie scheinen sich schon von Kindesbeinen an auf einer höheren Ebene des gegenseitigen Verstehens zu befinden, was ihre (platonische) Beziehung interessant und einzigartig macht.
Die Dynamik der Beiden formt das Geschehen und man wartet, teilweise ungläubig, teilweise einfach fasziniert, auf das was als Nächstes kommt.

Der Schreibstil ist genauso fetzig wie das Cover und genauso bissig wie der Titel.
Sarkasmus und Zynismus gehen Hand in Hand mit Seitenhieben in Richtung Kultur und Benimmregeln. Und zwar sowohl in Richtung alte Chinesische als auch moderne Westliche.

Es gibt keine Längen in dem Buch. Man kann es zügig durchlesen und ist am Ende enttäuscht darüber, dass es schon vorbei ist.


Mein Fazit

Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er diese Buch als frech-gesellschaftskritisch, total krank oder einfach nur genial bezeichnen möchte. Ich würde zu einer Mischung aus allen Dreien tendieren. Müsste ich mich entscheiden, würde ich allerdings total krank wählen. Wobei das ja nichts Schlechtes sein muss.


Bewertung


Zusätzliche Info

Die Taschenbuchausgabe wurde erst dieses Jahr vom Verlag btb veröffentlicht. Die gibt es für 8,99€ statt wie die Paperbackausgabe für 14,99€. Wobei ich ja finde, dass sich das Paperback durchaus lohnt.

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