Donnerstag, 2. Mai 2013

Rezension: Antonia Michaelis - Der Märchenerzähler

Autor:Antonia Michaelis
Titel:Der Märchenerzähler
Reihe:-
Originaltitel:-
Übersetzung:-
Verlag:Oetinger
Erschienen:Februar 2011
Seiten:448
Ein unkonventioneller Jugendthriller mit einer traurig-schönen Liebesgeschichte.


Die Handlung

Die siebzehnjährige Anna hat das Gefühl, ihr bisheriges Leben in einer Seifenblase verbracht zu haben. Selbst offensichtliche Dinge entgingen ihr bisher komplett.

Wie zum Beispiel, dass Abel Tannatek von seinen Mitschülern deswegen "Der polnische Kurzwarenhändler" genannt wird, weil er Drogen verkauft.

Obwohl Anna klar ist, dass sie sich besser von ihm fernhalten und sich um ihr bald anstehendes Abi kümmern sollte, hat Abel, den sie bisher als Klassenkameraden kaum wahrgenommen hat, irgendetwas an sich, dass Anna sich plötzlich brennend für ihn interessiert. Ihre Neugierde auf ihn bringt sie dazu ihre Seifenblase platzen zu lassen und die Welt um sich herum wahrzunehmen.

Sie möchte wissen wer Abel Tannatek wirklich ist und warum er "Der polnische Kurzwarenhändler" ist. Dabei lernt sie eine ganz andere seine von Abel kennen, der sich ganz alleine um seine kleine Schwester kümmert und ihr wunderschöne, selbst ausgedachte Märchen erzählt.

Und obwohl Abel nicht begeistert davon ist, dass Anna seine Nähe sucht, zieht er sie langsam mit in seine eigene Welt. Aus Angst, Schmerz und einem Märchen, das der Realität so furchtbar nah ist.


Mein Eindruck

Der Märchenerzähler ist in einem wirklich schönen, sehr bildhaften Stil geschrieben. Die Beschreibungen sind so detailreich, so realistisch und dann wieder so phantastisch, dass es einem beim Lesen ganz schnell genau so geht wie der Protagonistin Anna, wenn Abel sein Märchen erzählt. Man verliert sich einfach in der Geschichte.

Es ist toll umgesetzt, wie Abel die Wirklichkeit in sein Märchen mit einwebt, das er anfangs nur seiner Schwester erzählt, später aber auch Anna. Jeder wichtige Charakter der Geschichte findet auch seinen Platz im Märchen um die kleine Klippenkönigin. Dadurch bekommt man einen guten Einblick in Abels wahre Gefühle, die er sonst sehr erfolgreich verbirgt, und manchmal auch in die wahre Geschichte, die einen immer wieder auf falsche Spuren führt.

Das hat zur Folge, dass man regelrecht mit Anna miträtselt, um endlich herauszufinden, was denn nun die Wahrheit ist bzw. wann das Märchen dann eben doch kein Märchen mehr ist.

Die beiden Protagonisten in diesem Roman könnten unterschiedlicher nicht sein.
Abel, der zu illegalen Mitteln greifen muss um seine kleine Schwester zu ernähren, während ihm das Sozialamt im Nacken sitzt.
Und Anna, die aus guten Hause ist, einem Haus, das ihrer Beschreibung nach voll blauer Luft ist und in dessen Rosengarten die Rotkehlchen zwitschern.
Trotzdem entwickelt sich zwischen den beiden eine ergreifende Liebesgeschichte.

Da das Buch vom Verlag ab 14 Jahren empfohlen wird, möchte ich hier noch anmerken, dass die Geschichte sich in der zweiten Hälfte ziemlich heftig entwickelt. Nicht nur von der Spannung und Verwirrung her.
Es gibt Szenen, die wirklich nicht leicht zu verdauen sind.


Mein Fazit

Der Märchenerzähler ist eine wunderschöne, furchtbar traurige, spannende und mitreißende Geschichte, die den Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt schickt, die er so schnell sicher nicht vergessen wird.
Ich jedenfalls werde das Nachdenken über Abel, Anna und die kleine Klippenkönigin so schnell nicht abstellen können.


Bewertung


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