Autor: | Delphine de Vigan |
Titel: | No & ich |
Reihe: | - |
Originaltitel: | No et moi |
Übersetzung: | Doris Heinemann |
Verlag: | Knaur TB |
Erschienen: | August 2010 (Taschenbuch) |
Seiten: | 256 |
An wie vielen Obdachlosen gehst du jeden Tag vorbei? Wie oft wurdest du schon um einen Euro oder eine Zigarette angebettelt und an wie viele der Gesichter dieser Menschen erinnerst du dich noch?
Die dreizehnjährige Lou macht sich die Mühe einmal richtig hinzusehen. Und das stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf.
Die Handlung
Die dreizehnjährige Lou Bertignac ist, mit einem IQ von 160, hochbegabt. Trotz zwei Klassen Vorsprung fällt ihr die Schule leicht und sie ist die Klassenbeste.
Doch mit sozialen Kontakten tut sie sich schwer und auch zu Hause ist alles kompliziert, da ihre Eltern noch immer darunter leiden, ihr zweites Kind verloren zu haben.
Als sich die Schüler für ein Referat eintragen sollen, hat Lou eigentlich vor sich zu drücken, denn vor einer Ansammlung von Menschen zu sprechen ist für sie das Schlimmste.
Doch ihr Lehrer trifft sie vollkommen unvorbereitet und so saugt sie sich ein Thema für die sozioökonomische Untersuchung aus den Fingern.
Sie hat vor eine junge Obdachlose zu interviewen und deren Werdegang zu dokumentieren.
Als Lou ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgeht, die Reaktionen der Menschen bei Abfahrt und Ankunft von Zügen beobachten, läuft ihr mit der achtzehnjährigen No rein zufällig das passende Studienobjekt über den Weg.
Mein Eindruck
Das Buch ist relativ einfach, aber trotzdem sehr beeindruckend geschrieben. Es wirkt als wären die Wörter direkt aus Lous Kopf auf das Papier gebracht worden.
Die kurzen Kapitel haben mich immer wieder dazu gebracht zu denken: Ach... die 4 Seiten noch. Und so vergisst man dann sehr schnell die Zeit beim Lesen ;)
Der Fokus der Geschichte liegt auf Lou und ist auch aus ihrer Sicht geschrieben.
Lou ist ein liebes Mädchen, mit vielen kleinen Spleens, die sie aber nur noch liebenswerter machen. Sie ist nicht nur überdurchschnittlich klug, sondern auch sehr sensibel, teilweise auch noch ziemlich naiv.
Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, kann sich vorstellen wie frustrierend es sein muss einerseits so viel zu wissen, aber andererseits dann bei wichtigen Gelegenheiten nichts ausrichten zu können, vor allem weil sie immer wieder abdriftet.
Über No erfährt man nur das wichtigste und das eher nebenbei. Ihr wirklich in die Seele zu blicken gelingt weder Lou noch dem Leser wirklich.
Eine dritte, wichtige Figur ist Lucas. Auch er hat familiäre Probleme, doch seine Anwesenheit lockert die Geschichte wenigstens ein bisschen auf.
Mein Fazit
No & ich ist ein sehr interessant geschriebener Roman, der auf verschiedene, durchaus aktuelle Problematiken sehr feinfühlig eingeht.
Im Großen und Ganzen finde ich den Roman sehr bedrückend, aber das ist bei einem Roman über eine obdachlose Jugendliche wohl kaum anders zu erwarten.
Allerdings führt einen der Klappentext, was das angeht, auf eine falsche Spur.
Auf jeden Fall bringt einen das Buch dazu die Augen mal etwas offener zu halten, mal richtig hinzuschauen und die Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Zusätzliche Info
Beim Verlag Steinbach Sprechende Bücher ist No & ich als Hörbuch erschienen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen